Berlin – Egal, was mit ihm noch geschieht: Der Toyota Prius wird als erster massentauglicher Hybrid-Pkw in die Automobilgeschichte eingehen. Er brach vor fast 20 Jahren den Damm für eine Entwicklung, die damals keiner so recht vorherzusehen vermochte.
Heute sind Autos mit der Kombination aus E- und Verbrennungsmotor die Brückentechnologie aller großen Hersteller auf dem Weg ins Elektrozeitalter. Und obwohl neue Technik oft Kinderkrankheiten hat, fuhr der Prius von Anfang an nahezu problemlos. «Absolut zuverlässig» sei das Modell, resümiert der «Tüv Report 2016». Einzig eine Neigung der älteren Baureihe zu Federbrüchen ab dem achten Jahr sei auszumachen. Die Beanstandungen bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) lägen aber unter dem Durchschnitt aller geprüften Autos. Was konstruktionsbedingt noch Probleme macht, sind die Bremsscheiben. Der Prius bremst bei leichtem Verzögern nur mit dem Generator. Daher seien die Scheiben oft arbeitslos und rosteten schneller. Beim aktuellen Prius streikt zudem die Feststellbremse manchmal.
Auch zu Pannen neigt der Prius kaum, hat der ADAC beobachtet. Eine «geringe Häufung» entladener Hochvolt-Batterien gebe es bei Modellen der Baujahre 2010 und 2011. Bei Autos von 2009 und 2010 sei schon mal die Motorabdeckung unter der Haube ausgerissen. Bislang drei Rückrufe trafen den Prius.
Im Juli 2016 orderte der Hersteller wegen möglicherweise falsch befestigter Kopfairbaggehäuse knapp 14 000 Fahrzeuge der Bauzeit Oktober 2008 bis April 2012 in die Werkstätten. Es bestand die Gefahr, dass sich das Teil bei Unfällen löst und die Frontinsassen verletzt. Probleme davor betrafen die Steuersoftware des Hybridantriebs beziehungsweise dem Bremsdruckspeicher.
Ende 1997 kam der Prius erstmals im Heimatland Japan zu den Händlern. In Deutschland startete das Modell 2001. Knapp drei Jahre später kam die zweite Generation auf den Markt, 2009 die dritte, deren Modellpflege 2012 auch erstmals eine Plug-in-Hybrid-Version brachte. 2011 folgte die Van-Variante Prius+. Dabei setzte der Hersteller in Sachen Akkus erstmals auf Lithium-Ionen-Technologie statt Nickel-Metallhydrid. Seit 2016 ist die vierte Generation am Start.
Im Prius arbeitet immer ein Benziner mit einem Elektromotor zusammen. Große Änderungen bei der Leistung gab es nur mit dem Generationswechsel. So fährt die erste Auflage mit einem 1,5 Liter großen Reihenvierzylinder mit 53 kW/72 PS, der E-Motor bringt es auf 33 kW/44 PS. Nummer zwei kommt auf 58 KW/79 PS und 50 kW/68 PS. Die dritte Generation gibt 73 kW/99 PS und 60 kW/82 PS (Systemleistung 100 kW/136 PS) ab.
Als Gebrauchtauto wird ein solcher Prius von 2010 laut Schwacke-Liste im Durchschnitt mit 12 600 Euro gehandelt – bei 72 000 Kilometern Laufleistung. Wer einen Prius Plug-in Life mit der gleichen Systemleistung von 2012 sucht, muss mit 21 000 Euro rechnen (48 000 Kilometer). Ab im Mittel 18 300 Euro steht der Prius+ von 2012 in der Liste. Ein Exemplar des laut Hersteller ersten Großserien-Pkws mit Hybridantrieb kann man im Fall des Prius Sol (58 KW/79 PS und 50 kW/68 PS) von 2004 aber auch schon für rund 4600 Euro bekommen. Solche Autos haben im Schnitt 144 000 Kilometer hinter sich – was kein Problem sein muss, denn der Wagen hat Dauerläuferqualitäten.
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(dpa/tmn)