Subaru Libero: Ein Auto wie ein Schweizer Taschenmesser

Friedberg – Wohl kein anderer Pkw war so vielfältig, variabel und pfiffig wie der Subaru Libero – die automobile Entsprechung zum Schweizer Offiziersmesser.

Gestaltet wie ein Schuhkarton auf Rädern und nicht viel größer als ein Schmuckkästchen, hat er schon ein halbes Dutzend Fahrzeuggattungen vereint, als man Crossover noch nicht einmal buchstabieren konnte.

Denn der gerade einmal 3,42 Meter lange Libero ist nicht nur ein König der Raumausnutzung, sondern auch ein Meister der Möglichkeiten – mit so viel Sitzplätzen wie ein VW Bus, so viel Stauraum wie ein Kombi, so viel Frischluft wie ein Cabrio, mit Schiebetüren wie ein Transporter und einem Aktionsradius wie ein Geländewagen.

Begonnen hat die Geschichte in Japan als Sambar bereits in den 1960ern mit einem gerade mal 2,99 Meter kurzen Kleinstwagen, sagt Subaru-Pressesprecherin Andrea Wolf. Bis er 1983 in der dritten Generation nach Deutschland kam, war er zwar um 43 Zentimeter gewachsen. Doch dass man auf weniger als fünfeinhalb Quadratmetern Verkehrsfläche tatsächlich sechs, mit einem großzügigen Tüv-Prüfer sogar sieben Menschen unterbringen konnte, war den Teutonen neu.

Die mittlere Sitzreihe etwa ließ sich zugunsten eines Liegesitzkomforts für die Fahrgäste im Fond zurückklappen. Zwei umgelegte Sitzreihen ergaben ein Doppelbett. Und dank der drehbaren Frontsitze entstand eine Konferenzbestuhlung. Und wer alle rechten Sitzlehnen umgeklappt hatte, konnte Leitern oder Latten von 2,64 Metern laden. Selbst nach oben ist der Libero offen. Denn wem 1,90 Meter Bauhöhe nicht genügt und wer nicht nur aus den «Alpine Windows» an der Dachkante schauen will, der öffnet ein großes Schiebedach und lädt durch die Decke.

So grandios das Karosseriekonzept, so bescheiden ist der Antrieb, der so ins Heck geschustert ist, dass man zum Service den Stoßfänger herunterklappt. Selbst in der stärksten Ausbaustufe zum Ende seiner Karriere ist vom zuletzt 40 kW/54 PS starken und 1,2 Liter großen Dreizylinder bei einem Sprintwert von 18 Sekunden von 0 auf 100 km/h und fast einer Tonne Fahrzeuggewicht natürlich kein Sportwagengefühl zu erwarten. Aber dank des kurz übersetzten Getriebes fühlt man sich flott. Selbst wenn am Ende doch nur 128 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht werden. Und man kann einen Allradantrieb zuschalten.

Wie genial das Konzept des kleinen Kastens war, sieht man nicht zuletzt an den Zahlen in Deutschland, sagt Heinrich Kühme aus Porta Westfalica. Er betreut das Fanportal Liberalix. Obwohl das 1993 noch einmal erneuerte und dabei auf 3,52 Meter gestreckte Minimobil mit einem Preis von teilweise über 25 000 D-Mark kein Schnäppchen war, hat es sich bis 1998 immerhin 22 442 Mal verkauft.

Dann hat Subaru den Libero ohne Nachfolger vom Markt genommen, weil die Japaner eine Neuentwicklung unter verschärften Crashnormen gescheut haben. Viel ist von dieser Flotte allerdings nicht mehr geblieben, so Kühme und zitiert die aktuelle KBA-Statistik, die noch einen Bestand von gut 900 Fahrzeugen ausweist. Mit stark sinkender Tendenz.

Das liegt nicht nur am Rost, der laut Kühme beim Libero nicht schlimmer ist als bei anderen Autos aus dieser Zeit. Und auch nicht an der teilweise etwas fragilen Technik. Sondern das ist nicht zuletzt dem universellen Talent des Libero geschuldet. Weil es einfach kein praktischeres Auto gebe, sei ein Libero eigentlich immer im Einsatz, so Kühme. Kein Wunder also, dass man für die kuriosen Kästen mittlerweile bis zu 6000 Euro zahlen muss. Allerdings bekommt man dafür auch ein vergleichsweise seltenes Auto.

Selbst von der 20 Jahre älteren Mercedes Pagode gibt es noch viermal so viele im Land. In letzter Zeit ist das Interesse am Libero sogar noch einmal gestiegen, hat Kühme beobachtet. Weniger wegen des 100. Geburtstags von Subaru. Sondern mangels Alternativen. «Es gibt einfach kein anderes Auto, das alles das so kann wie ein Libero.»

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(dpa/tmn)

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