SsangYong Korando im Praxistest: Koreanischer Schwerenöter

Eine Fahrt im neuen SsangYong Korando polarisiert. Und das signifikanter als es seine Außenhaut schafft – was schon etwas heißen will. Denn der südkoreanische Automobilhersteller ist, um es defensiv zu formulieren, in puncto Design ein wenig vorbelastet. Modelle wie der Rodius schauen aktuell gefällig aus, blicken jedoch auf eine Ahnenreihe zurück, die rein optisch arg aneckte. Da wirkt der Blick auf den aktuellen Korando fast schon wie eine Kur für die Augen. Auch, wenn das Gehirn erst einmal verstehen muss, dass es sich bei dem roten Allradler nicht um das Ergebnis einer heimlichen Liebschaft zwischen einem Opel Mokka und dem neuen Dacia Duster handelt. Er schaut auf alle Fälle gefällig aus.

Wer das 4,41 Meter lange Korando-Pferd von hinten aufzäumt, wird schnell feststellen, dass der Kofferraum mit seinen 486 Litern für den täglichen Bedarf gerade ausreicht. Wird mehr Laderaum benötigt, stehen nach dem Umklappen der Rücksitze 1.312 Liter parat. Zudem finden sich noch ein paar Liter Stauraum unter dem Laderaumboden. Die zulässige Anhängelast beträgt zwei Tonnen. Das ausreichende Platzangebot zieht sich durch den Fond bis nach vorn durch. Auf keinem Sitz droht akute Platzangst. Einzig das Ein- und Aussteigen auf die Dreier-Sitzbank im Fond gestaltet sich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene stets zu einem akrobatischen Akt. Denn für die Kleinen ist der Einstieg zu hoch, für die Großen zu eng. Und das Thema saubere Hosen bei einem gleichzeitig dreckigem Fahrzeug darf eh getrost vergessen werden. Zu groß ist der Schritt in die Freiheit vom Sitz aus. Dafür dürfen sich aber auch die hinteren beiden Fensterplatz-Passagiere über eine Sitzheizung und alle drei sogar über in der Neigung verstellbare Rückenlehnen freuen.

Schon auf den ersten Metern des 131 kW/178 PS starken Diesel-Allradlers auf Falken Eurowinter HS 449 wird klar, dass die Fahrt ziemlich auf die Ohren geht. Der 2,2 Liter große Vierzylinder dieselt ordentlich spürbar vor sich hin. Die Sechsgang-Automatik lässt trotz ausreichender Leistung keinen Zweifel daran, dass 1.825 Kilogramm nur äußerst schwierig zu bewegen sind. Rund elf Sekunden benötigt der Koreaner bis Tempo 100, bei 185 Kilometer pro Stunde ist Schluss. Die sehr indirekte Lenkung und die akzeptable Federung machen ihn fast schon zum reinen Stadtauto. Dank Rückfahrkamera und Park-Sensoren fällt die Unübersichtlichkeit nicht allzu sehr ins Gewicht. Sehr gewöhnungsbedürftig ist die Anordnung der Lenkstockhebel auf Elf- und Ein-Uhr-Stellung.

Was nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern gar störend wirkt, sind zum einen das veraltete Infotainmentsystem und zum anderen die Tatsache, dass die Uhrzeit lediglich dann auf dem Infotainment-Bildschirm auftaucht, wenn auch die Radioansicht gewählt wurde. In diesem Zusammenhang muss leider immer wieder an die Worte des SsangYong-Chef Jhong-Sik Choi gegenüber dem Motor-Informations-Dienst (mid) erinnert werden: "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, im Bereich Konnektivität herauszustechen." Viel ist davon leider noch nicht zu spüren. Dass der angegebene Normverbrauch von 6,9 Litern im gemütlichen Praxistest um rund zwei Liter übertroffen wurde, spielt angesichts des verhältnismäßig hohen Preises von knapp 35.000 Euro für die Topausstattung fast schon keine Rolle mehr.

Hier geht es zum exklusiven mid-Video: https://youtu.be/Yrc1DLwd7NE

Marcel Sommer / mid

SsangYong Korando 2.2 Diesel AWD

Länge/Breite (o. Sp.)/Höhe/Radstand in mm: 4.410/1.830/1.710/2.650; Wendekreis: 10,8 m; Gewicht: 1.825 kg; Zuladung: 475 kg; Sitzkapazität: 5; Kofferraumvolumen: 486 – 1.312 l; Tankinhalt: 57 l; Testbereifung: Falken Eurowinter HS 449
Motor: Vierzylinder-Diesel; Hubraum: 2.157 ccm; Leistung: 131 kW (178 PS); Drehmoment: 400 Nm; Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h; 0-100 km/h: ca. 11,0 s; Antrieb: Allrad; Getriebe: 6-Gang-Automatik; Verbrauch: 6,9l/100 km; CO2-Ausstoß: 179 g/km; Schadstoffklasse: Euro 6; Preis: ca. 34.690 Euro (Basis: ab 20.990 Euro)

Fotocredits: SsangYong, Marcel Sommer / mid
Quelle: GLP mid

(dpa)