Mit dem Oldtimer durch Eis und Schnee

Frankfurt am Main – Rund drei Millionen Oldtimer sind laut Kraftfahrtbundesamt auf deutschen Straßen unterwegs. Die wenigsten davon allerdings auch im Winter. «Einen Oldtimer winterfit zu machen ist aufwendig», sagt Thorsten Ruthmann von Dekra Classic Services.

Zudem muss man je nach Modell Abstriche in Sachen Komfort und Fahreigenschaften in kauf nehmen. Viele melden ihren Oldie im Frühjahr an und im Herbst wieder ab. Knapp 350 000 haben ein ganzjährig geltendes H-Kennzeichen. Hinzu kommen Autos mit normaler Zulassung. Ruthmann schätzt jedoch, dass unter dem Strich noch deutlich weniger tatsächlich das ganze Jahr über bewegt werden.

Salz und Nässe sind der größte Feind der Oldtimer. Denn deren Metallkleid besteht in der Regel nicht aus vollverzinktem Stahl oder Aluminium, sondern aus einfachem Blech. «Es gilt, den Oldtimer auf jeden Fall gut zu konservieren. Das heißt, die Hohlräume sollten versiegelt sein, so dass sich kein Wasser ansammeln kann», rät Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Generell sollte ein Oldtimer zudem einen trockenen Garagenplatz haben und keinen «Laternen-Parkplatz», wo er Regen, Matsch und anderen Einflüssen ständig ausgesetzt ist.

Was die Widerstandsfähigkeit der Karosserie betrifft, kommt es auch auf das Modell an. «Die Autos aus den 70er Jahren sind nicht zuletzt aufgrund ihrer Bauart besonders rostanfällig, etwa der Fiat 124 oder auch der Golf I», weiß Georg Sewe vom Deutschen Automobil Veteran Club (DAVC). Technisch gesehen sind Oldtimer genauso in der Lage die Wintermonate auf der Straße zu überstehen wie jedes andere Auto auch.

«In früheren Jahrzehnten sind exakt diese Fahrzeuge auch ganzjährig im Alltag bewegt worden», sagt Wolfgang Köhler vom AvD. Neben der Kontrolle des Frostschutzes sollte bei einem Ölwechsel darauf geachtet werden, dass das Öl auch unter null Grad noch fließfähig bleibt. Entscheidend sei hierbei die Zahl vor dem W auf der Ölflasche. «Die Ziffer gibt Auskunft über die Viskosität bei Minusgraden. O steht dabei für die höchste Winterfestigkeit, dieses Öl ist noch bei unter minus 30 Grad flüssig.» Ein 15W-Öl hingegen habe nur eine Fließfähigkeit bis minus 10 Grad.

«Generell brauchen alte Autos mehr Pflege, das gilt für den Winter ganz besonders», sagt Ruthmann. Zudem müsse man aufgrund der älteren Technik mitunter etwas tricksen: «Damit etwa das Spritzwasser für die Scheiben nicht in den Schläuchen einfriert, gibt es Verlängerungen, die man um den warmen Kühlerschlauch wickeln kann.» Moderne Klimasysteme oder gar eine Sitzheizung wird es in einem originalgetreuen Oldtimer ebenso selten geben wie eine Standheizung oder eine Zentralverriegelung. Als Hilfsmittel haben Oldie-Fahrer außerdem immer ein Feuerzeug und Türschlossenteiser in der Tasche sowie ein Starthilfekabel und eine Taschenlampe an Bord.

Daneben sollte mit den älteren Motoren etwas vorsichtiger umgegangen werden. «Kurzstreckenfahrten und Kaltstartbetrieb möglichst vermeiden, sonst drohen hoher Lagerverschleiß und Kondenswasser im Öl», sagt Engelmohr. Was die Bereifung betrifft, so gilt auch für Oldtimer Winterreifenpflicht bei winterlichen Wetterverhältnissen. Ist die Beschaffung von Winterreifen für ein bestimmtes Modell schwierig, sollte dieser Oldtimer lieber in der Garage bleiben.

Wer mit dem Oldie im Winter fährt, sollte ihn gut kennen. Zwar bieten einige jüngere Autos aus den 80er Jahren bereits Assistenzsysteme, nicht jedoch die älteren. «Die Fahrphysik ist da eine ganz andere, es ist ein viel direkteres Fahren», sagt Ruthmann. Dieser Effekt verstärke sich noch im Winter, wenn etwa die Straße glatt ist.

Fotocredits: Florian Schuh
(dpa/tmn)

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