Berlin – Den 911 baut Porsche seit über 50 Jahren. Er ist wohl der bekannteste deutsche Sportwagen und fährt mittlerweile in siebter Generation.
Seine Gene blieben immer gleich, auch wenn das heutige Auto gegenüber dem Ur-Modell von 1963 weit stämmiger auf der Straße steht und bei den Fahrleistungen kein Vergleich mehr ist: Mit bis zu 330 km/h ist das aktuell schnellste Modell unterwegs. So kräftig der Elfer ist, so treu ist er nicht nur sich, sondern auch seinen Haltern: Beim Tüv gilt er als Musterknabe.
Wer den seit 2011 gefertigten aktuellen Typ 991 oder dessen Vorgänger 997 als Gebrauchten ins Auge fasst, muss sich nicht viele Gedanken machen – auch wenn man ein dickes Portemonnaie braucht. Ob Fahrwerk, Licht, Bremsen oder Abgasverhalten und Ölverlust: In allen Disziplinen, die er auf dem Prüfstand meistern muss, schlägt sich der 911 laut «TÜV Report 2018» besser als der Durchschnitt aller durchgecheckten Autos, meist sogar weit besser. Einzig neunjährige Exemplare zeigen bei der vierten Kfz-Hauptuntersuchung (HU) eine kleine Schwäche: Ihre Antriebswellen werden etwas häufiger beanstandet.
Der gute Eindruck wird auch bei der Pannenstatistik bestätigt. Aufgrund der niedrigen Zulassungszahlen führt der ADAC den 911 zwar nicht offiziell in seiner Statistik, doch viel zu meckern gibt es dem Club zufolge nicht. Als einzigen Kritikpunkt nennt der ADAC oft entladene Batterien bei Exemplaren von 2007 bis 2009. Weil ein Elfer aber meist auch sportlich gefahren wird, muss mit erhöhtem Verschleiß an Bremsen, Kupplung und Reifen gerechnet werden. Bei den Cabrioausführungen neigt das Verdeck manchmal zu ungewöhnlichen Geräuschen beim Öffnen und Schließen.
Die Anzahl der Rückrufe der beiden letzten Baureihen ist mit zwölf allerdings recht hoch. Probleme machten unter anderem die Auspuffendrohre, die bei manchem 997 aufgrund mangelhafter Schweißnähte abfallen konnten. Zuletzt sorgten beim 991 Fertigungsfehlers am Beifahrerairbags für ungeplante Werkstattbesuche.
Der Typ 997, der 2004 auf den Markt kam, wird von seinen Haltern meist gut gewartet, was das Problem mit dem Verschleiß relativiert. Sechs Airbags und ESP gehören – wie beim 2011 eingeführten Nachfolger – zum Serienumfang. Der aktuelle 991 wurde zuletzt 2015 überarbeitet.
Das Kapitel Motoren ist in den Grundzügen schnell erzählt: Den Elfer treiben mit Ausnahme des Vierliter-Saugmotors im GT3 mit bis zu 520 PS im ganz neuen RS seit dem Facelift von 2015 nur noch Turbomotoren an. Bei den typischen Sechszylinder-Boxern ist es geblieben. Im 997 leisten die Aggregate mit dem charakteristischen Sound 239 kW/325 PS bis 456 kW/620 PS im GT2 RS, im Nachfolger 991 zwischen 257 kW/350 PS und 515 kW/700 PS, bei der stärksten Variante handelt es sich ebenfalls um den GT2 RS, der mit einem riesigen Heckflügel vorfährt.
Die Kraftübertragung erfolgt je nach Ausführung und Baujahr per Heck- oder Allradantrieb sowie sechs beziehungsweise sieben handgeschalteten Gängen, alternativ kommt ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zum Zuge.
Gemäß «DAT Marktspiegel» muss man für einen 991 von 2011 mindestens 46 850 Euro einplanen. Diesen durchschnittlichen Verkaufspreis hat der Herausgeber Deutsche Automobil Treuhand für den 911 Carrera 3.4 mit 257 kW/350 PS ermittelt und geht von einer Laufleistung von 114 000 Kilometern aus. Ein GT3 3.8 mit 350 kW/475 PS von 2013 wird dagegen schon mit mehr als dem Doppelten, nämlich 102 550 Euro, gelistet (83 000 Kilometer).
Günstiger wiederum kann es mit dem Vorgänger werden, auch wenn einen Elfer zu fahren ein überaus teures Vergnügen bleibt und selbst Gebrauchte im Wert meist irgendwann steigen. Momentan kann man einen Carrera 3.6 von 2011 (Typ 997) für um die 45 000 Euro bekommen. Die DAT nennt einen durchschnittlichen Kilometerstand von 114 000.
Fotocredits: Porsche AG
(dpa/tmn)