Berlin (dpa-infocom) – Ein Dauerbrenner geht in die nächste Runde: Nach 35 Millionen Verkäufen und 45 Jahren bringt VW jetzt die achte Generation des Golf an den Start.
Seit Jahrzehnten das meistverkaufte Auto im Land, tut sich der Bestseller zwar zunehmend schwerer gegen die allgegenwärtigen SUVs und die aufstrebenden Stromer. Doch mit alten Stärken und neuen Errungenschaften soll er die Führung halten – und das beginnt schon beim Preis. Denn der wird sich kaum verändern und zum Bestellstart im Lauf des Dezembers bei knapp 20.000 Euro liegen, versprechen die Niedersachsen.
Dafür gibt es einen Golf, wie er typischer kaum sein könnte. Denn wie schon bei den sechs Generationswechseln zuvor, hat er sich auf den ersten Blick nur ganz behutsam weiter entwickelt. Form und Format sind deshalb nahezu identisch und von ein paar schärferen Falten im Blech und den neuen LED-Scheinwerfern einmal abgesehen, sieht der Neue ganz so aus wie der Alte.
Innen fit für die Generation Smartphone
Aber auf den zweiten Blick hat sich dann doch etwas mehr getan. Das gilt diesmal vor allem für das Interieur, das sich fit macht für die Generation Smartphone. Konsequenter als jeder andere Kompakte und als manches moderne Elektroauto verzichtet der Golf auf Taster und Schalter und setzt auf ein multimediales, digitalisiertes Bedienerlebnis.
Virtuelle Instrumente, ein ziemlich frei konfigurierbarer Touchscreen, Sensorfelder für Licht und Co, berührungsempfindliche Slider statt haptischer Drehschalter und dazu eine Sprachbedienung ohne feste Befehle sowie eine umfassende Gestensteuerung. Selbst wenn es VW nicht ganz so weit treibt wie Mercedes mit seinem MB UX-System oder Peugeot mit dem i-Cockpit, kann man ein Auto aktuell nicht viel moderner bedienen. Und damit das auch in Zukunft so bleibt, gibt es zum ersten Mal im großen Stil bei VW Updates «over the air» und «Functions on demand» – so können neue Funktionen von der Navigation bis zum wischenden Blinker wie Apps auf dem Smartphone dazu gebucht werden.
Intelligente Assistenten, herkömmliche Motoren
Zum neuen Bediensystem gibt es auch mehr elektronische Assistenten. Für mehr Sicht und weniger Ablenkung kann man erstmals Matrix-Scheinwerfer und ein Head-up-Display bestellen und der Travel Pilot nimmt dem Fahrer jetzt bis 210 km/h auf der Autobahn fast alle Aufgaben ab. Außerdem vernetzt er sich selbstständig mit den Fahrzeugen in seiner Umgebung und nutzt deren Sensoren kurzerhand mit: Warnungen können dann zum Beispiel deutlich früher angezeigt werden.
Auch unter der Haube tut sich einiges. VW beweist, dass der Verbrenner aller elektrischen Euphorie zum Trotz noch lange kein Auslaufmodell ist – nicht umsonst haben die Niedersachsen den Verbrauch um bis zu 17 Prozent gedrückt und dank einer neuen Katalysatoren-Technik mit doppelter Harnstoffeinspritzung für 80 Prozent weniger Stickoxide einen der saubersten Diesel der Welt im Angebot. Mittelfristig wird es den Golf mit einem runden Dutzend Motoren von 66 kW/90 PS bis 221 kW/300 PS geben, von denen acht Triebwerke neu im Programm sind – darunter drei Benziner mit Mild-Hybrid-Technik und gleich zwei Plug-in-Hybriden mit über 60 Kilometern elektrischer Reichweite.
Beim Fahren ganz der Alte
So neu der neue Golf in technischer Hinsicht ist, so vertraut fühlt er sich beim Fahren an: Einsteigen, anlassen, losfahren. Selbst die komplett umgekrempelte Bedienung gibt keine Rätsel auf und das Fahrverhalten ist wie immer tadellos. Auf maximale Stimmigkeit ausgelegt, aber keineswegs lust- und gefühllos, erfüllt er viele Ansprüche noch ein kleines bisschen besser. Er federt komfortabler, lenkt präziser, schaltet sanfter und ist leiser. Und so gemütlich und gutmütig er sich gibt, so engagiert kann man ihn bewegen. Und dafür muss man nicht einmal auf den GTI warten. Sondern schon mit dem neuen 110 kW/150 PS-Benziner ist der Golf ein ziemlich sportliches Fahrzeug. Kein Wunder, bei einem Sprintwert von 8,5 Sekunden und ein Spitzentempo von 224 km/h.
Fazit: Mit alten Tugenden für die neue Zeit gerüstet
Ja, eine Revolution ist er nicht. Sondern auch der neue Golf ist sich und seinen alten Idealen treu geblieben. Aber er macht sich auch fit für die Zukunft – genau wie die vielen Generationen vor ihm. Zwar wird die SUV-Welle ihn weiter unter Druck setzen. Und wenn der Siegeszug der Stromer tatsächlich Fahrt aufnimmt, wird er womöglich irgendwann einen ID3 neben sich dulden müssen. Aber bis dahin hat der Altmeister allemal das Zeug dazu, seine Spitzenposition als Bestseller zu behaupten.
Datenblatt: VW Golf 1.5 TSI
Motor und Antrieb | Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer |
Hubraum: | 1498 ccm |
Max. Leistung: | 110 kW/150 PS bei 5000 bis 6000 U/min |
Max. Drehmoment: | 250 Nm bei 1500 bis 3500 U/min |
Antrieb: | Frontantrieb |
Getriebe: | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Maße und Gewichte: | |
Länge: | 4284 mm |
Breite: | 1789 mm |
Höhe: | 1456 mm |
Radstand: | 2636 mm |
Leergewicht: | k.A. |
Zuladung: | k.A. |
Kofferraumvolumen: | 380-1237 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 224 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 8,5 s |
Durchschnittsverbrauch: | k.A. |
Reichweite: | k.A. |
CO2-Emission: | k.A. |
Kraftstoff: | Superbenzin |
Schadstoffklasse: | EU6d |
Effizienzklasse: | k.A. |
Kosten: | |
Basispreis der Modellreihe (66 kW/90 PS): | ca. 20.000 Euro |
Grundpreis des VW Golf 1,5 TSI (110 kW/150 PS): | 28.530 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer pro Jahr: | k.A. |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Front-, Seiten- und Vorhangairbags, LED-Scheinwerfer, Spurhalte-Assistent |
Komfort: | Klimaanlage, digitales Cockpit, Touchscreen-Infotainment |
Spritspartechnik: | Start-Stopp-Automatik |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
Fotocredits: Volkswagen AG,Volkswagen AG,Volkswagen AG,Volkswagen AG,Volkswagen AG,Volkswagen AG
(dpa)