Berlin – Es sieht schlecht aus für den V70: Stellt man den Schweden-Kombi neben seinen Nachfolger V90, sieht man nicht nur an der Modellbezeichnung, dass er in die Jahre gekommen ist.
Das mag für viele ältere Autos gelten. Leider gibt der V70 auch bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) kaum Anlass, das Interesse von Gebrauchtkäufern durch gute Noten besonders stark zu erregen. «Nordlicht mit Schattenseite» – so überschreibt der «TÜV-Report 2017» das Kaptitel zum Volvo V70.
Man ahnt es: Er hat seine Qualitäten. Die sind in der Robustheit von Federn und Antriebswellen oder beständigen Bremsen jüngerer Modelle zu finden. Doch es gibt eben auch eine Menge Macken: So monieren die Tester am Fahrwerk zu oft schwächelnde Lenkungen und Spurstangengelenke oder erhöhten Verschleiß an den Bremsscheiben bei älteren Exemplaren. Diese Knackpunkte sollten Interessenten durchchecken lassen, auch den Auspuff bei Autos von 2007 und früher.
Aufgrund gesunkener Zulassungszahlen taucht der V70 nicht mehr in der aktuellen Pannenstatistik des ADAC auf. Zuletzt schnitt der Schweden-Kombi dort aber ebenfalls nur «durchschnittlich pannensicher» ab. Schwerpunktmäßig trafen Diesel-Modelle der Baujahre bis 2015 Defekte an Ventilen der Abgasregelung. Bis 2012 gebaute Selbstzünder litten unter verstopften Partikelfiltern und Fehlfunktionen der Luftmassenmesser. Bei älteren V70 bis 2008 klemmten vergleichsweise häufig die Zündschlösser, und Turbolader streikten.
Mehrere Rückrufe trafen den V70 und sein Schwestermodell, die Limousine S70, in den vergangenen Jahren. Die größte Aktion wurde im September 2009 gestartet, als rund 15 500 Fahrzeuge mit Partikelfilter der Bauzeit 2006 bis 2010 Motorschäden aufgrund zu hoher Motorölverdünnung drohten.
Die erste Auflage des V70 kam 1996 auf den Markt – als Nachfolger des 850. Von 2000 bis 2007 gab es Generation Nummer zwei zu kaufen, von 2007 bis 2016 schließlich die dritte, die komfortabler und besser verarbeitet war als der Vorgänger. Das Facelift von 2013 brachte dem Kombi mit der beachtlichen Anhängelast von bis zu zwei Tonnen ein Bündel an Assistenzsystemen und als optische Aufwertung Chromzierrat.
Unter der Haube gibt es eine riesige Auswahl an Aggregaten und sogar etwas Exotik. Es wurden verbaut: Reihenvier-, Fünf- und Sechszylindermotoren sowie V6. Ab der zweiten Generation kommen die Benzinder auf 103 kW/140 PS bis 224 kW/304 PS. Die Diesel decken eine Spanne von 80 kW/109 PS bis 158 kW/ 215 PS ab. Die Erdgasversion V70 BiFuel (zweite Generation) kommt auf 103 kW/140 PS. Für die dritte Auflage wurde eine FlexiFuel-Version für den Betrieb mit einem Gemisch aus 85 Prozent Ethanol und 15 Prozent Benzin gebaut (107 kW/145 PS bis 170 kW/231 PS).
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird ein V70 D3 Kinetic mit 100 kW/136 PS von 2013 noch mit durchschnittlich 15 700 Euro gehandelt. Die Schwacke-Liste gibt dabei eine durchschnittliche Laufleistung von 82 600 Kilometer an. Mit noch 10 900 Euro und bereits 169 000 Kilometern wird der V70 R der zweiten Generation mit 220 kW/300 PS von 2007 geführt. Ein Exemplar des BiFuel aus dem gleichen Baujahr führt Schwacke mit 6950 Euro und 169 000 Kilometer.
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(dpa/tmn)