Berlin (dpa-infocom) – Volvo will es wissen: Nachdem die Schweden mit der zweiten Generation des großen Geländewagens XC90 mehr als einen Achtungserfolg erzielt haben, fordern sie jetzt die deutschen Premium-Platzhirsche auch auf deren ureigenem Terrain heraus.
Denn vor allem Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse heißen die Konkurrenten, wenn sie auf der Basis des XC90 den S90 und den V90 an den Start bringen. Der Angriff aufs Establishment beginnt Ende Juli zu Preisen ab 42 750 Euro mit der Limousine. Richtig ernst wird es am 23. September, wenn es für einen Aufschlag von exakt 3050 Euro auch den bei Volvo ungleich wichtigeren Kombi gibt.
Außen ganz anders
Dass die Schweden eine echte Alternative sein wollen, sieht man den Luxuslinern aus dem hohen Norden bereits auf den ersten Blick an: Wo die Konkurrenz vor allem auf Prestige setzt, wirken die 90er ungewöhnlich schlicht und schlank. So kaschieren so geschickt ihr staatliches Format von knapp fünf Metern.
Das Heck der Limousine ist unkonventionell. Denn während der Kombi gefällig ausläuft, muss man dem Stufenheck schon sehr lange hinterher fahren, bis man sich die Leuchten schön geschaut hat. Noch deutlicher werden die Unterschiede im Innenraum. Dort bietet Volvo mit hellen und noblen Materialien, luftige Atmosphäre und ein unkonventionelles Bedienkonzept mit ganz wenigen, dafür aber auffällig inszenierten Schaltern, Sensorfeldern und Touchscreens.
Patzer beim Platzangebot
Ebenso nobel wie nüchtern, licht und luxuriös – das ist typisch nordisch und passt perfekt zu Volvo. Doch in einer anderen Stammdisziplin leistet sich gerade der V90 einen schmerzhaften Patzer beim Gepäcktransport. Denn während man sich in der ersten Reihe fühlt wie der König der Wikinger und auch auf der Rückbank mehr Platz hat als etwa bei Mercedes, ist der Kofferraum mit 560 bis 1526 Litern für ein Fahrzeug in der Fünf-Meter-Klasse vor allem bei umgelegter Rückbank ungewöhnlich klein.
Konsequentes Downsizing
Aber Volvo geht nicht nur bei Aussehen und Ambiente einen eigenen Weg, sondern auch beim Antrieb. Als einzige Marke in diesem Segment beschränken sich die Schweden konsequent auf vier Zylinder und setzen auf einen 2.0-Liter-Einheitsmotor. Es gibt ihn zunächst in je zwei Versionen als Benziner oder Diesel mit 140 kW/190 PS bis 235 kW/320 PS. Später kommt Plug-In-Hybrid T8, der auf eine Systemleistung von 300 kW/407 PS kommt, mit 640 Nm die besten Beschleunigungswerte erreicht und dank 45 Kilometern rein elektrischer Reichweite trotzdem nur 2,1 Liter (CO2-Ausstoß 47 g/km) verbraucht.
Kein Auto für Aggressive
Die wahrscheinlich beste Wahl ist aber der starke Diesel, der mit seinen soliden 480 Nm gut zum völlig unaufgeregten Charakter des V90 passt. Denn auch wenn man dieses Auto partout nicht aggressiv fahren möchte, schürt der Selbstzünder den Appetit auf viele Kilometer und entwickelt dank eines neuen Druckspeichers gegen das Turboloch zugleich einen spontanen Antritt. Von 0 auf 100 km/h in 7,2 Sekunden und bei Vollgas 240 Sachen – für einen knapp zwei Tonnen schweren Allrad-Kombi ist das nicht so schlecht.
Auf dem Weg zum Autopiloten
In vielen Disziplinen beharrt Volvo auf einen gewissen Eigensinn. Doch bei den Assistenzsystemen sind die Schweden ganz auf Linie. Wie E-Klasse, 5er und A6 kann deshalb auch der V90 auf der Autobahn schon relativ autonom fahren und dabei alleine Tempo und Fahrspur halten – zumindest bis 130 km/h. Allerdings erlaubt sie Volvo bei der Objekterkennung doch ein paar Eigenheiten. Denn während die automatische Notbremse sonst nur auf Fußgänger reagiert, bremst Volvo als erster auch für Elche und andere große Wildtiere.
Fazit: Auf zu neuen Ufern
Er sieht ungewöhnlich aus, geht innen neue Wege und gibt sich beim Antrieb vernünftiger- so führt der V90 die Kombi-Kundschaft in der Oberklasse tatsächlich auf Neuland. Das gilt aber nicht nur für die Käufer von Audi, BMW und Mercedes, sondern auch für Volvo-Traditionalisten. Denn sie zahlen den Preis für das elegante Design und das innovative Interieur beim Kofferraum, der ausgerechnet beim alten König der Kombis plötzlich ungewöhnlich klein ausfällt.
Datenblatt: Volvo V90D5
Motor und Antrieb
Vierzylinder-Commonrail-Diesel | |
Hubraum: | 1969 ccm |
Max. Leistung: | 173 kW/235 PS bei 4000 U/min |
Max. Drehmoment: | 480 Nm bei 1750 – 2250 U/min |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | 8-Gang-Schaltgetriebe |
Maße und Gewichte
Länge: | 4,93 m |
Breite: | 1,89 m |
Höhe: | 1,47 m |
Radstand: | 2,94 m |
Leergewicht: | ca 1900 kg |
Zuladung: | k.A. kg |
Kofferraumvolumen: | 560-1526 Liter |
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: | 240 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 7,2 s |
Durchschnittsverbrauch: | 4,9 Liter/100 km |
Reichweite: | 1220 km |
CO2-Emission: | 129 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Schadstoffklasse: | EU6 |
Energieeffizienzklasse: | k.A. |
Kosten
Basispreis des Volvo V90 (D4): | 45 800 Euro |
Grundpreis des Volvo V90 D5: | 57 500 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 206 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: | Sieben Airbags, Allradantrieb, City-Notbremsfunktion |
Komfort: | Zentralverriegelung, Klimaanlage, LED-Scheinwerfer |
Spritspartechnik: | Start-Stopp-Automatik |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
Fotocredits: Volvo,BERNHARD_LIMBERGER,Volvo,Volvo
(dpa)