Hagen/München – Bei starken Verschmutzungen im Innenraum müssen Autobesitzer nicht gleich in Panik verfallen. Aber manchmal ist etwas Eile geboten.
«Je geringer die Einwirkzeit ist, desto einfacher lässt sich die Verunreinigung entfernen», sagt Fahrzeugpflege-Profi Christian Petzoldt aus Hagen. Hartnäckigen Dreck wie Kaugummi, Schokolade oder andere klebrige Speisen lassen sich am einfachsten mit Kältespray aus der Apotheke entfernen. «Einfach aufsprühen bis der Schmutz bröckelt, ausbürsten, dann absaugen», erklärt Petzoldt.
Gegen Milch, Urin, Blut oder Erbrochenes helfen biologische Reiniger mit Mikroorganismen. «Die werden auf die Stelle gesprüht und fressen alles Organische rückstandslos auf. Nach ein bis zwei Tagen ist die entsprechende Stelle sauber sowie geruchsfrei und die Mikroorganismen sterben ab», sagt Petzoldt. Gegen Tierhaare helfen spezielle Gummibürsten, Handschuhe und ein starker Sauger.
Gute Saugarbeit ist gute Vorarbeit
Wer generell den Innenraum auf Vordermann bringen will, setzt am besten zunächst den Staubsauger ein und saugt lose grobe Verschmutzungen und Sandpartikel ab. Bei der Reinigung sollten Autofahrer generell auf harte Bürsten und Tücher verzichten, weil sonst feine Kratzer oder Schrammen entstehen. Besser seien weiche Werkzeuge, auch wenn die Arbeit dann länger dauert.
Petzoldt rät, die Reiniger oder Pflegemittel zuerst auf einen Lappen aufzutragen und nicht direkt auf die Fahrzeugteile zu sprühen. Andernfalls könne Nässe in Ritzen dringen und elektrische Schalter sowie elektrische Bauteile schädigen. Bei Leder verursacht zu viel Wasser irreparable Schrumpfungen.
Beim Saubermachen von Sitzen gilt zudem, das Reinigungsmittel wieder aus dem Polster oder Leder zu entfernen, und zwar möglichst vollständig. «Es ist wie beim Haare waschen. Wenn das Shampoo nicht vollständig ausgespült wird, greift es die Kopfhaut und Haarwurzeln an», erklärt Petzoldt.
Haushaltsreiniger können aggressiv sein
Generell empfiehlt der Fachmann milde Seifen oder Reiniger mit milden Tensiden. «Grundreiniger aus dem Haushalt sind meist zu aggressiv. Die reinigen zwar vordergründlich, schädigen aber später die Substanz», sagt er. Und im Gegensatz zu Haushaltsmitteln bieten spezielle Kfz-Reiniger für Kunststoffteile einen UV-Schutz. «Der ist wichtig, da die meisten Fahrzeuge draußen oft in der Sonne stehen. Ohne UV-Schutz kann der Kunststoff schneller altern, ausbleichen und dadurch grau und unansehnlich werden», sagt er.
Sattelseife aus dem Reitsport für den Autositz
Philipp Ballas, Sattler-Meister der Autosattlerei Ballas in Köln, rät bei normaler Verschmutzung auf Sitzen zu einem feuchten Schwamm und wenig oder mildem Reiniger. «Autofahrer sollen auf keinen Fall zu chemischen Produkten oder Alkohol greifen. Bei verschmutzten Ledersitzen reicht häufig ein bisschen Sattelseife, um den ersten Schmutz zu entfernen», sagt Ballas.
Das Reinigen erfolgt einfach mit einem Schwamm oder einer Lederbürste. Mit starken Reinigern wird häufig neben den Schmutz auch die Farbe abgerieben. «Schadhafte Stellen lassen sich häufig ausbessern und nachlackieren, bei großen Schäden können wir Einzelteile austauschen oder komplett neu beziehen», sagt Ballas. Schwierig sei bei historischen Fahrzeugen nur, dass ein Farbunterschied selten zu vermeiden ist. Viele Bezugsstoffe werden dafür mittlerweile in originaler Optik wieder nachproduziert.
Essig ist nicht ganz tabu
Markus Herrmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Fahrzeugaufbereitung rät zu einer Reinigung von oben nach unten. Also zuerst bei den Sitzen anfangen und anschließend die Fußmatten und den Fahrzeugteppich bearbeiten. Bei besonders hartnäckigem Schmutz kann man mit Nasssauger und Essig arbeiten. Der Nasssauger nimmt viel Schmutz auf und reinigt den Teppich leicht. Dann lässt sich mit einem in warmem Essigwasser getränkten Handtuch die Stelle abtupfen, damit die letzten Bakterien zerstört werden.
«Das verhindert üblen Geruch, ganz ohne chemische Keule im Auto», erklärt Herrmann. Wasserverdünnter Essig in kleinen Schalen dient anschließend über zwei Tage als Geruchskiller, da er die letzten Bakterien im Fahrzeug tötet.
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(dpa/tmn)