Berlin (dpa-infocom) – Tesla-Chef Elon Musk hat es mal wieder spannend gemacht und seine Fans lange zappeln lassen. Dabei gibt es für ihn kaum ein wichtigeres Auto als das Model 3. Die Mittelklasse-Baureihe soll E-Autos endlich zum Massenphänomen und das amerikanische Start-up zum Volumen-Hersteller machen.
Doch dieser Schritt war offenbar schwerer als gedacht. Zwar hatte Tesla zu besten Zeiten angeblich über 500.000 Vorbestellungen in den Büchern, aber die Fabrik kam mit der Fertigung nicht hinterher und der Zeitplan war nicht einzuhalten – erst recht nicht für den Export.
Wer sein Auto nicht selbst ins Land holen oder sich bei speziellen Autovermietungen wie Nextmove aus Leipzig einen ersten Eindruck verschaffen will, muss deshalb noch bis März warten, bis die ersten Autos anlanden. Und bis alle Vorbestellungen abgearbeitet sind, wird es schon lange Sommer sein.
Die Revolution finden drinnen statt
Doch schon die erste Begegnung mit dem Model 3 beweist, dass der Tesla das Warten wert ist. Während das 4,69 Meter lange Auto von außen noch ziemlich unscheinbar und lange nicht so futuristisch aussieht, wie man das bei Model S und X, gewöhnt ist, erwartet einen innen eine andere Welt: Es gibt quasi keinen einzigen Schalter mehr im Cockpit und von der Luftverteilung bis zur Spiegelverstellung erledigt man alles an dem Touchscreen, der groß wie ein Zeichenblock zwischen die Sitze geschraubt wurde.
Wenn im Armaturenbrett selbst Tacho & Co fehlen, muss man schon fast dankbar sein, dass es hinter dem Lenkrad zumindest noch die Hebel für Blinker und Fahrtrichtungswahl und obendrauf zwei Bedienwalzen gibt.
Viel Platz nur in der ersten Reihe
Damit revolutioniert Tesla aber nicht nur die Bedienung, sondern täuscht auch die Sinne und gaukelt den Insassen einen größeren Innenraum vor. In der ersten Reihe wirkt das Model 3 deshalb so luftig und geräumig wie eine Luxuslimousine.
Hinten dagegen ist das Platzangebot allenfalls durchschnittlich und der Kofferraum ist eine Enttäuschung. Die Klappe ist trotz des Schräghecks relativ klein und das Fassungsvermögen mit 340 Litern geringer als bei einem VW Golf. Nur gut, dass es wie sonst eher bei Porsche & Co auch vorne noch ein Fach für einen Bord-Trolley gibt.
Porsche hat das Nachsehen
Am wenigsten spektakulär ist das Fahren selbst. Daran hat man sich dank Autos wie dem Renault Zoe oder dem BMW i3 am unteren und dem Jaguar iPace oder dem Audi e-tron am oberen Ende des Spektrums mittlerweile gewöhnt. Zwar macht Tesla noch kaum genaue Angaben, doch auf jeden Fall geizen die Amerikaner nicht mit der Kraft der Motoren und der Kapazität der Batterie.
Das Model 3 rangiert in jeder Hinsicht im oberen Drittel des Marktes, selbst wenn die Abstimmung von Fahrwerk, Bremsen und Lenkung nicht ganz so dynamisch ist wie etwa bei BMW. Trotzdem kommt das stärkste Modell mit dem bezeichnenden Beinamen «Performance» auf einen Sprintwert von 3,5 Sekunden und lässt damit von 0 auf 100 km/h sogar den Porsche 911 stehen.
Die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h wirkt wie eine reine Formalität. Und wenn im WLTP-Zyklus beim Modell «Long Range Battery» bis zu 560 Kilometer drin sind, dann kommt man im Alltag locker bis zu 300 Kilometer weit – und damit auch spielend zu einem der knapp 1500 Supercharger, die Tesla mittlerweile in Europa aufgestellt hat.
Lass den Autopilot mal machen
Was den Tesla neben der atemberaubenden Beschleunigung und der zumindest bis 130 km/h fast gespenstischen Ruhe beim Reisen ausmacht, ist sein Autopilot. Ihm überlassen die Amerikaner bei allem Risiko mehr Verantwortung als die konservativen Deutschen. Einmal aktiviert, kann man die Hände deshalb öfter und länger in den Schoß legen als bei S-Klasse & Co – selbst wenn man dafür vielleicht ein bisschen besser aufpassen muss.
Fazit: Klasse, aber nicht für die Masse
Groß genug für den Alltag, innovativ in der Bedienung, Fahrleistungen eines Sportwagens und ein Aktionsradius einer normalen Familienkutsche – bis dahin hat Tesla die meisten seiner Versprechungen eingehalten. Nur in einem Punkt hat der Newcomer den Mund bis dato zu voll genommen: beim Preis.
Denn von den angekündigten 35.000 Dollar Einstiegspreis ist das Model 3 sehr weit entfernt – selbst wenn man Steuern, Zölle und Transport noch draufschlägt. Zumindest die Startaufstellung beginnt erst bei 55.400 Euro, zu denen noch knapp 1000 Euro Bearbeitungsgebühr kommen. Und mit ein paar Extras sind schnell über 60.000 Euro erreicht und damit ist das Model 3 weit weg vom Massenmarkt.
Datenblatt: Tesla Model 3 «Performance»
Motor und Antrieb: | 2 Elektromotoren |
Hubraum: | 0 ccm |
Max. Leistung: | 358 kW/487 PS |
Max. Drehmoment: | k.A. |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | Eingang-Getriebe |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4690 mm |
Breite: | 1850 mm |
Höhe: | 1440 mm |
Radstand: | 2875 mm |
Leergewicht: | 1847 kg |
Zuladung: | k.A. |
Kofferraumvolumen: | 340 + 85 Liter |
Fahrdaten | |
Höchstgeschwindigkeit: | 250 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 3,5 s |
Batteriekapazität: | 75 kWh |
Reichweite: | 530 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Kraftstoff: | Strom |
Schadstoffklasse | k.A. |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Kosten | |
Basispreis des Tesla Model 3 Long Range Battery: | 55 400 Euro |
Grundpreis des Tesla Model 3 Performance: | 66 100 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, Notbremsassistent, Spurhalte-Assistent, |
Komfort: | Tempomat, Touchscreen-Bedienung, Klimaautomatik |
Spritspartechnik: | Elektroantrieb |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
(dpa)