Die mid Zeitreise: Cabriolets – Die Lust am Offen-Fahren

Die Bundesbürger haben ihre Lust am "oben ohne" – Fahren entdeckt. Um dem Trend gerecht zu werden, bietet mittlerweile so gut wie jeder namhafte Automobilhersteller mindestens ein Cabriolet an. Lieferfristen von bis zu einem halben Jahr für ein Cabriolet sprechen für die Nachfrage. Und das bei den wenigen warmen Tagen, an denen in unseren Breitengraden die Sonne scheint: Ganze 1.461 Sonnenstunden im Raum Köln/Bonn oder 1.814 in Stuttgart zählte das Wetteramt Essen im gesamten Jahr 1987.

Das "oben offen" – Fahren ist nicht gerade billig, wenn man einmal von der nicht einmal 10.000 DM kostenden "Ente" mit ihrem Faltdach absieht. Ansonsten beginnt der Spaß am offenen Fahren – mit oder ohne Überrollbügel – bei etwa 25.000 DM. Nach oben hin sind beim Preis keine Grenzen gesetzt. So verkörpern ein Rolls Royce Corniche Convertible oder der baugleiche Bentley Continental als britische Luxus-Cabrios für fas 400.000 DM bereits den Gegenwert eines Eigenheims. Ungleich günstiger präsentieren sich da schon die Cabrios "von der Stange". Ein Ford Escort Cabriolet in Ghia- oder XR 3i-Version und einer Leistung bis zu 77 kW/105 PS stellt sicherlich ebenso normale Cabriolet-Ansprüche zufrieden wie Opel mit den offenen Kadett E-Modellen 1.6i, 1.6s und dem 85 kW/115 PS starken GSi. Der Opel Corsa Spider von Irmscher wartet als Clou mit einem voll im Kofferraum versenkbaren Faltverdeck auf. Und auch beim VW Golf Cabriolet gehen Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit nicht auf Kosten des Spaßes am Topless-Fahren. Die alte Karosserieform des Golf I vermag daran nichts zu ändern. Bereichert wird die 25.000 bis 30.000 DM-Preisklasse auch von Peugeot. Der französische Erfolgstyp 205 ist gleich dreimal als Cabriolet erhältlich: als neuer 205 CJ mit 44 kW/60 PS aus 1.360 ccm Hubraum, als 205 CTI 1.6 mit 76/104 PS und als CTI 1.9 mit 75 kW/102 PS. Auch der Opel Ascona ist als GT in einer Cabrio-Karosse, geschneidert von den Würzburgern Hammond & Thiede, zu haben.

Für das gemütliche bis zügige Dahinrollen auf reizvollen Landstraßen bei Sonnenschein mit offenem Verdeck benötigt man nicht zwangsläufig eine hohe Motorleistung. Wer dennoch auf Leistung steht und als Cabriolet-Fahrer auch noch mit 200 Stundenkilometern und mehr über die Autobahn eilen will, dem kann mit einer reichhaltigen Angebotspalette geholfen werden. Sportlich-dynamische Fahrer können mit den BMW-Cabrios 320i und 325i Sechszylindern dem Sonnenschein entgegenfahren. Hierfür müssen dann etwa 43.000 beziehungsweise 51.000 DM locker gemacht werden, wenn man sich nicht für den rund 70.000 DM teuren Roadster-Spaß Z1 von BMW entscheiden will. Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben: Und zwar, wenn es noch sportlicher zugehen soll. Mit etwa 82.000 DM ist man dabei, um mit dem Porsche 911 Carrera Cabrio die Sommerfrische zu genießen. Leistung im Überfluss hält dann die offene Porsche-Version des 911 Turbo bereit. Dafür sorgen 221 kW/300 PS, für die der leistungshungrige Frischluftfanatiker auch allerdings rund 131.000 DM hinblättern muss. Im Sommer 1988 soll dann der Vierzylinder-Porsche 944 S als Cabriolet debütieren. Sportliche Exklusivität sichert der offene Porsche 928 von Jurinek, der nicht nur durch seine Ledersitze eine gewisse Noblesse vermittelt.

Cabriolets aus Italien müssen nicht aus dem Hause Ferrari oder Maserati stammen. Fiat und Alfa Romeo haben mit dem keilförmigen Bertone X1/9 (56 kW/76 PS) beziehungsweise dem 85 kW/115 PS starken Klassiker 2.0 Spider individuelle Cabriolets zu akzeptablen Preisen (26.000 oder 34.500 DM) im Programm. Individuell ist auch das elegante Saab 900 Cabriolet aus Schweden (69.000 DM), dessen Dach sich hydraulisch-elektrisch ausfahren lässt. Vornehmes Fahren an der frischen Luft und in Begleitung eines Sterns auf der Motorhaube lässt sich mit drei Mercedes Roadster-Modellen mit Motorleistungen von 132 kW/180 PS bis 164 kW/223 PS realisieren. "Einstiegs-Cabrio" ist hier der 73.000 DM teure Sechszylinder 300 SL. Noch souveräner lässt sich die Suche nach Sonnenschein mit den Mercedes-Achtzylindern 420 SL und 500 SL angehen. Ein Traum wird für viele Freiluft-Fans auch das Jaguar XJ-S Cabriolet bleiben, das mit seinem samtweich laufenden Zwölfzylinder-Motor die Cabrio-Oberklasse von April 1988 an bereichern wird.

Überraschenderweise halten sich die Japaner bei Cabrios zurück. Sieht man von einigen Mazda und Nissan Sportcoupés mit herausnehmbaren Dachhälften, dem neuen Mazda 121 mit seinem Faltdach oder den Gelände-Allradlern von Suzuki einmal ab, wartet bislang allein Toyota mit dem ohne Überrollbügel auskommenden Toyota Celia Cabrio (103 kW/140 PS) als fernöstlicher Vertreter seiner Art auf. Doch sollen die europäischen Honda Importeure gegenwärtig darüber entscheiden, ob ein Honda Legend Cabriolet aus einer amerikanischen Kleinserie auch auf den hiesigen Märkten angeboten werden soll. Cabriolet-Genuss auf amerikanische Art bieten US-Modelle wie der fünfsitzige Chrysler Le Baron mit dem 2,2 Liter-Motor und Turboaufladung oder 2,5 Liter-Vierzylinder-Motor, der nun aerodynamisch-gestylte Klassiker Ford Mustang oder das Fünfliter-Chevrolet Camaro von General Motors.

Doch gleich, mit welchem Cabriolet man unterwegs ist, erst schönes Sonnenwetter macht das Oben-offen-Fahren zum Genuss.

Fotocredits: Skoda, pixabay.com
Quelle: GLP mid

(dpa)